Per Webcam ins Wanderfalken-Nest schauen
Viele große Kirchenbauten beherbergen prominente Untermieter: Der Kölner Dom seine Wanderfalken oder der Hildesheimer Dom seine Uhus. Auch der Billerbecker Dom kann mit besonders wertvollen Untermietern aufwarten, denn hier brütet seit einigen Jahren erfolgreich auch ein Pärchen Wanderfalken.
Das ist nicht verwunderlich, denn Wanderfalken brüten ursprünglich an Felswänden und die hohen Sandsteintürme des Billerbecker Wahrzeichens stellen einen geeigneten künstlichen Brutfelsen dar.
Nachdem die Ansiedlung bemerkt wurde, hat die AG Wanderfalkenschutz des NABU NRW im Jahr 2019 im Nordturm einen Nistkasten in Abstimmung mit der Pfarrgemeinde installiert. Damit soll das Falkenpärchen in einen sicheren Brutplatz gelenkt werden, damit empfindliche Bereiche des Doms, z.B. Regenrinnen und andere Wasserabläufe nicht bebrütet und verstopft werden, was zu Schäden am Dom führen könnte.
Zudem soll die Population des Wanderfalken in NRW weiter gefördert werden. Derzeit leben in NRW ca. 220 Brutpaare der seltenen Greifvögel, was als großer Erfolg des Artenschutzes in NRW einzustufen ist. Vor ca. 40 Jahren lebten in NRW lediglich nur noch drei Brutpaare – am Kölner Dom, in den Bruchhauser Steinen im Sauerland und am Schnellen Brüter in Kalkar. Die Art stand folglich kurz vor dem Aussterben. Durch intensive Schutzbemühungen konnte der Bestand langsam erhöht werden.
Der Wanderfalke ist ein in etwa rabengroßer Greifvogel, der seine Beute, welche überwiegend aus Vögeln besteht, im Flug schlägt. Dafür geht der Falke in einen atemberaubenden Sturzflug über, bei dem er Geschwindigkeiten über 300 km/h erreichen kann – er ist damit das schnellste Tier auf dieser Welt.
Für Elias Bodem, dessen IT-Unternehmen die technische Installation vor Ort übernahm, war dies ein besonderer Auftrag: „In dieser Höhe für diese schönen Tieren zu arbeiten, war nicht alltäglich und auch ein wenig abenteuerlich.“
Gemeinsam mit der AG Wanderfalken haben das Naturschutzzentrum und die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld im vergangenen Winter nun eine Webcam in den Nistkasten installiert, um die Vögel bei der Jungenaufzucht beobachten zu können, aber auch, um dieses ansonsten sehr versteckt in großer Höhe stattfindende Ereignis der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Bürgerstiftung Billerbeck zeigte sich bei der Suche nach finanzieller Unterstützung schnell begeistert, dieses Vorhaben mitzutragen. „Einer unserer Förderschwerpunkte ist der Umwelt- und Naturschutz, so dass wir das Projekt gerne in unsere Förderliste aufgenommen haben“, so der Vorsitzende der Bürgerstiftung, Martin Braun.
Vor einer Woche wurden die Jungfalken von Hubert Große-Lengerich von der AG Wanderfalken beringt, ein weiblicher und drei männliche Jungvögel. Auch er erfreut sich an der Webcam: „Nun kann ich von außerhalb beobachten, wann der richtige Zeitpunkt zur Beringung der Jungvögel gekommen ist und muss die lange wacklige Leiter im Dom nicht mehr so häufig betreten.“
In diesem Brutjahr stehen zum Zeitpunkt des Übertragungsstarts die Jungvögel bereits kurz vor dem Ausflug. Damit konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer die Spannung bis zum Schlüpfen und die aufmerksame Aufzucht durch die Elterntiere nicht von Anfang an begleiten. „Aber ich bin zuversichtlich, dass wir in der kommenden Brutsaison das Brutgeschehen von Beginn an verfolgen können“, zeigt sich Christoph Steinhoff von der Untere Naturschutzbehörde zufrieden mit dem Ergebnis.
Wer ebenfalls einen Blick in den Brutkasten werfen möchte, kann dies ab sofort tun. Auf der Domseite der Pfarrei St. Johann und St. Liudger ist der Link zur Webcam hinterlegt (www. domsite-billerbeck.de). Ein Aufruf über die Homepage der Bürgerstiftung ist ebenfalls möglich – siehe Link unten.
Bericht und Fotos: Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld